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Zeitschrift: Stadt+Grün
Stadt: Berlin, Deutschland
Datum: 05 / 2006

Trasse des Werkzeugs: Identität der Stadt

Städte sind süchtig nach Identität. Das Besondere ablesbar zu machen, hilft im Konkurrenzkampf um Investoren und ermöglicht erst die Gemeinsamkeit der Bürger. Identität und sozialer Raum funktionieren nur zusammen. Der Bau braucht den Überbau. Letzt-endlich ist die Regionale 2006 eine Veranstaltung, die hilft, Identität zu entdecken, räumlich auszudrücken und wenn’s gut läuft, auch inhaltlich zu hinterlegen. Lokale Spuren werden freigelegt und mit großen Themen verbunden. Diese müssen plakativ erzählt werden, wollen die Städte ihre langjährige Arbeit an der Regionale auch überregional erfolgreich präsentieren. Aber für große Architekturen fehlt das Geld. - Die Regionale hat aus der Not eine Tugend gemacht: Sie hat den Freiraum entdeckt. Das zentrale Projekt der Stadt Remscheid im Regionale-Jahr 2006 ist ein Landschaftsprojekt. Die stillgelegte Bahnstrecke Remscheid Hauptbahnhof-Hasten führt durch einen typischen Ausschnitt der Stadt, ihrer Landschaft und Werkzeuggeschichte: eine Trasse von der Kleinindustrie zur Großindustrie, vom Naturraum zur Stadtlandschaft. Ausgehend von den Spuren des Erz-Bergbaus in Kremenholl, den kleinindustriellen Strukturen der Metallverarbeitung in Hasten, der Arbeiterkultur während der Zeit der Großindustrie auf dem Honsberg, streift die Trasse nahezu alle Orte Remscheider Industriegeschichte. Vieles an nostalgischen Zeugnissen und Spuren ist jedoch in den letzten Jahren verschwunden und ausgelöscht worden. An den meisten Stellen der Trasse existiert nur noch ein mattes Gefühl von Peripherie, dominiert von der Banalität der Verbrauchermärkte, von einer städtebaulichen Unordnung, wo jeder Ort nur sich selbst gerecht wird. Grund genug, die Trasse mit gestalterischer Qualität zu füllen. Hier helfen nur starke plakative Gesten, um nicht unterzugehen und Zusammenhänge herzustellen zu können. Die Remscheider Trasse hat keinen besonderen Hintergrund, ist aber gerade wegen ihrer Authentizität des Normalen gut genug, um vom besonderen Thema zu erzählen.
Vergangenheit und Zukunft Die ehemalige Bahntrasse ist eine Themenroute und erzählt vom Werkzeug. Jeder in Remscheid hat damit zu tun oder kennt zumindest jemanden, der in der Branche sein Geld verdient. Innovationen und Werkzeugprodukte aus Remscheid werden weltweit vermarktet. Es geht um das industrielle Leben der Stadt. Der Ort der Trasse wird genutzt, um diese Identität zu transportieren. Das Projekt soll die wichtigen historischen Entwicklungen vermitteln. Im näheren und weiteren Umfeld der Route entstanden Erfindungen, die weltweite Bedeutung haben: der Lichtbogenofen von Richard Lindenberg in Hasten, die nahtlose Röhre von Mannesmann in Bliedinghausen. Es geht neben der Vergangenheit auch um die Gegenwart. Das Projekt soll die Potenziale und aktuellen Entwicklungen der Stadt Remscheid und ihre Produkte, die in die Welt gehen auf populäre Weise darstellen. Entlang der Trasse werden Remscheider Firmenporträts und Produkt in den öffentlichen Raum gestellt. Durch Beteiligung der Firmen entsteht eine Innovationsgalerie der Remscheider Industrie. Ziel ist eine wachsende lebendige Trasse, ein populäres Museum vor Ort.

Material

Eisen ist das Material der Stadt und dominiert auch in unterschiedlichen Verarbeitungen und Erscheinungsformen die Architektur der Trasse: verzinkter, rostender oder Edel-stahl, in Form von Blechen, Stahlträgern oder Rohren. Alles ist einfach in der Detaillierung. Das Metall schafft eine authentische Atmosphäre - der Kontext verträgt keine

Ästhetik

Linearer Freizeit- und Bewegungsraum Die Trasse ist nicht nur ein Themenpark, sondern auch ein linearer Bewegungsraum. Er verbindet Stadtteile sicher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf Skatern. Spaß und Bewegung sind wichtig. Stationen werden entlang der Trasse in kalkulierter Abfolge positioniert, um eine Spannungsabfall für den Nutzer zu vermeiden. Grafische Markierungen auf dem Asphaltband helfen, einen Rhythmus aufzubauen, um Zeit und Bewegung auf der Trasse wahrzunehmen. Eine Bildgalerie auf Brand-wänden entlang der Strecke - ähnlich den banalen Werbeflächen - wird zum Suchbild für den Trassenbenutzer und schafft im städtebaulichen Einerlei visuelle, künstlerische Qualität für wenig Geld. Mit Bildern des Remscheider Künstlers Gerd Arntz startet eine überdimensionale Wechselausstellung. Die Themen können später in Abständen aktualisiert oder verändert werden. Die Trasse verbindet das allgemeine Thema Werkzeug mit lokalen Qualitäten. Lineare Parks sind darauf bezogen, reagieren jedoch auch auf lokale Defizite und sollen Stadtteile aufwerten. Sie nutzen ortsspezifische Besonderheiten und beziehen aus ihnen ihre Unverwechselbarkeit. Am ehemaligen Bahnhof Hasten, in Vieringhausen, oder bei Kremenholl und Honsberg wird durch kleine Parks und Spielflächen eine neue Qualität für die Anwohner und Stadtteile entstehen. Das große Thema muss auch in die Stadtteile hineinwirken.