Das Haus mitten im Grünen hatte keine Verbindung zum Außenraum. Der Anspruch der Bauherren an einen zusätzlichen Raum wurde zu einer Anbindung an den Garten genutzt und ein komplexes Beziehungsgeflecht von Haus, Garten, Terrasse und Anbau hergestellt. Durch einen Ortswechsel reagiert der Anbau differenziert auf die Jahreszeiten: im Sommer verlagert sich der Anbau in den Garten und legt eine Terrasse frei. Im Winter, wenn die Terrasse nicht mehr gebraucht wird schiebt sich der Anbau wieder über sie und garantiert eine direkte Verbindung zum Bestand. Das ist mobile Architektur.
Der aktive Part der Benutzer. In allen unseren Projekten, die sich mit Flexibilität auseinandersetzen, ist der Benutzer fester Bestandteil aller Überlegungen. Er soll am Prozess einer permanenten Raumbildung partizipieren. Der Benutzer soll die Wahl haben, die Nutzung der jeweiligen Raumbereiche selbst zu definieren, oder einfach seine atmosphärischen Bedingungen zu wählen. Hierdurch eignet er sich seinen Raum im interaktiven Prozess an und emanzipiert sich, indem er diese Entscheidungsfreiheit auch nutzt. In dem Maße, wie der Architekt sich mit seiner Architektur zurückzieht, übernimmt der Benutzer einen aktiven Part in der Anpassung der Architektur an seine sich wandelnden Lebensbedingungen.
Sinnlichkeit des Gebrauchs. Was die positive Seite einer wandelbaren Architektur anbelangt, interessiert uns ein weiterer Aspekt: Der ästhetische Nutzen einer vom Gebrauch überlagerten Architektur. In einem Artikel über Charles Eames spricht der Autor Geoffrey Holroyd in diesem Zusammenhang von der „ästhetischen Flexibilität“ oder dem Dekor des Gebrauchs. Die Architektur schafft nicht mehr den Raum, sondern der Raum wird durch die Art der Benutzung geschaffen. Das setzt eine gewisse Zurückhaltung der Architektur in ihrer vordergründigen Sprache voraus. Architektur muss in diesem Fall eher die Rahmenbedingungen definieren und gewährleisten als sprechen. Der wichtigste Aspekt, neben der funktionalistischen oder ästhetischen Sichtweise, ist jedoch die Sinnlichkeit des Gebrauches, denn Veränderung befreit nicht nur, sondern macht auch Spaß. Der Raum verkommt in dieser Sichtweise nicht zur Maschine mit technischer Einrichtung, sondern hat die Möglichkeit Heiterkeit, Ironie oder sogar Widersprüchlichkeiten auszustrahlen. Er ist weniger verkrampft und weniger architektonisch. Wandelbarkeit ist in diesem Sinne nicht nur das Angebot einer funktionalen objektiven Alternative, sondern zusätzlich die einer veränderten Stimmung.
„Sesshafte besitzen, Nomaden erfahren“, sagt Vilém Flusser. Das heißt, derjenige, der die Optionen eines wandelbaren Raumes nutzt und sich selbst wie den Raum in Bewegung bringt, erlebt gleichzeitig sein sinnliches Potenzial.
„Das Ziel einer solchen Architektur ist nicht eine Form, sondern eine Entwicklung.“ (Dewey)
Fahrt ins Grüne: